Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 20 der Hiller-Gesellschaft |
Militante Gruppe stellt Kurt Hiller vor |
Ein recht ordentlicher Artikel über Kurt Hiller ist verfasst worden:
Kurt Hiller - ein revolutio-närer Pazifist. Die "Zeitung gegen den Krieg"
brachte im April diesen Artikel, der die Aktivitä-ten Hillers in verschiedenen
pazifistischen Gruppen aufführt. Diese Zeitung war am 29.April Beilage der Zeitung
"Junge Welt". Das grundlegende Urteil des Autors kommt in folgendem Zitat
zum Ausdruck: "Hillers Sozialismusverständnis fußt demnach nicht auf
dem Historischen Materialismus der marxistischen Gesellschaftsanalyse, sondern ist
durchzogen von idealisti-schen und teils mystisch anmutenden Ansätzen, die den
Kampf gegen den Kapitalismus eher in der Zirkulations- als in der Produktionssphäre
verorten." Erstellt wurde die "Zeitung gegen den Krieg, Militarismus, die
mg-Verfahren und Repression" vom "Bündnis für die Einstellung der
§129(a)-Verfahren über das Verfahren der Bundesanwaltschaft (BAW) gegen sieben
linke Aktivisten aus Berlin und den Prozess." Ihnen wird die Mitgliedschaft in
der "militanten grup-pe" (mg) vorgeworfen, die als "kriminelle Vereinigung"
nach §129 (vorher: §129a) verfolgt wird. Die "militante gruppe"
bekennt sich zu Gewalt, z.B. mittels der Zeichnung eines bren-nenden Militärfahrzeugs
und der Parole "Kriegsgerät interessiert uns brennend". |
Abendroth - Hiller |
Mit dem Politologen Wolfgang Abendroth (1906-1985) hatte Hiller gelegentlichen Briefkon-takt.
Im Rahmen der erscheinenden Abendroth-Gesamtausgabe im Offizin-Verlag Hannover zeigt
sich, dass Abendroth in seinen politischen Schriften offenbar nur ein einziges Mal
Hiller erwähnt. |
Über den Brief Gustav Stresemanns an Kurt Hiller vom 25.IV.1926 |
Im April 2009 ersteigerte die Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Berlin
auf einer Auk-tion des Kunst- und Buchauktionshauses Bassenge besagten Brief. Nicht
inhaltlich, aber formal ist der Brief von großem Interesse. |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 19 der Hiller-Gesellschaft |
Kurt Hiller und der Politische Rat geistiger Arbeiter Aus Anlaß des 90. Jahrestages der Novemberrevolution in Deutschland fand am 19. September 2008 in der Reihe "Pankower Beiträge" beim Verein "Helle Panke e.V." in Berlin die Tagung "Schriftsteller, Künstler und die Novemberrevolution 1918 in Berlin" statt. Die Vorbereitung der Veranstaltung lag in den Händen von Dr. Wolfgang Beutin, dem Gründungsmitglied unseres Vereins. Er hat ein interessantes Programm zusammengestellt, bei dem erstmalig in diesem Zusammenhang auch Kurt Hiller thematisiert werden konnte. Thomas Höhle referierte über Heinrich Mann und sein Bonapartedrama "Der Weg zur Macht", Dieter Schiller sprach über Alfred Döblins "November 1918", Jost Hermand aus den USA widmete sich dem Brechtschen Theaterstück "Trommeln in der Nacht", Heidi Beutin thematisierte die Schrift "Der Dichter greift in die Politik" von Ludwig Rubiner, Harald Lützenkirchen stellte "Kurt Hiller und den Politischen Rat geistiger Arbeiter in der Revolution" vor, Corinna Luedtke sprach über Erich Mühsam und trug dabei aus ihrem Roman "Die Nächte mit Paul oder Tag ist anderswo" vor, Wolfgang Beutin referierte über den "Nachruf" von Karl Kraus auf die österreichische Monarchie und Gerhard Wagner las über "Gewalt und Gerechtigkeit in den Schriften Walter Benjamins". Wenn bei einer Veranstaltung unter den Vortragenden vier Hiller-Freunde zu finden sind, dann freut sich natürlich der 1. Vorsitzende der Hiller-Gesellschaft. Wichtig für mich war aber, daß nach Jahrzehnten der geistesfernen Novemberveranstaltungen in der DDR nun in Ostberlin auch über Randfiguren wie Kurt Hiller und Ludwig Rubiner gesprochen wurde. Deshalb geht mein Dank insbesondere an Harald Lützenkirchen, der mit seinem sorgfältig ausgearbeiteten Referat überzeugte. Die Veranstaltung war wiederum gut besucht. Die Vorträge wurden in der Reihe "Pankower Vorträge" Heft 125 publiziert.
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Der Briefwechsel Hiller - Ida und Fritz Flato Das Wissen um den Berliner Rechtsanwalt Dr. Fritz Flato (1895-1949) war bislang
äußerst fragmentarisch. 2003 habe ich in meiner Studie über die Geschichte
der Lesben und Schwulen im Berliner Bezirk Kreuzberg erstmals die verschiedenen Spuren
zusammengetragen, mit Mut zur Lücke, wohl wissend, dass viele Zusammenhänge
fehlten.(1) In Simone Ladwig-Winters erster Auflage von "Anwalt ohne Recht"
wird kurz auf Flato eingegangen, überwiegend gestützt auf Hillers Quellen,
die zweite Auflage konnte immerhin schon ergänzt werden, auch mit einem Foto aus
dem Bestand der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft.(2) |
Arthur Kronfeld in Moskau Aus Kurt Hillers Autobiographie "Leben gegen die Zeit" wissen wir, daß
ihm das Schicksal seines Freundes und Kollegen Arthur Kronfeld in der Moskauer Zeit
besonders am Herzen lag. Immer wieder versuchte er, von Deutschen, die das Moskauer
Exil überlebt hatten, Informationen zu Kronfeld zu erhalten. Johannes R. Becher
hat er sogar mehrfach in Zeitungsartikeln öffentlich dazu aufgefordert, das Geheimnis
um das tragische Ende Kronfelds aufzuklären. 2006 ist nun in einem Moskauer Verlag
eine zweisprachige Ausgabe von Arbeiten Kronfelds aus den Jahren 1935 bis 1940 erschienen,
die auch unter dem Titel "Die Lebens- undSchaffenstragödie Arthur Kronfelds
- eines immerwährenden modernen Klassikers" eine aktuelle Würdigung
von Leben und Werk Kronfelds (S. 527-544) aus der Feder von Ju. S. Sawenko, dem Präsidenten
der unabhängigen psychiatrischen Assoziation Rußlands, enthält. Er
bezieht sich dabei auf Gespräche mit dem engsten Freund Kronfelds in Moskau, Prof.
Erich Sternberg, dem damaligen Direktor des Instituts für Psychiatrie, Prof. Pawel
Poswjanski, und anderen, nicht explizit genannten Zeitzeugen. "Mit dem Beginn
des Krieges ist die antifaschistische Haltung Kronfelds wieder gefragt: er tritt mit
Reden gegen die Hitlerarmee auf, im Zeitungsverlag Mitarbeiter des Gesundheitswesens'
erscheint in großer Auflage seine Broschüre Degeneraten an der Macht'
über die Führer des Dritten Reiches (1941). Doch die Situation verschlimmert
sich überall rasend schnell. Im September fand die Deportation von Deutschen aus
Moskau und dem umgebenden Verwaltungsbezirk statt. Am 12. Oktober nimmt Kronfeld an
einem antifaschistischen Massenmeeting von Wissenschaftlern teil, am 14. Oktober rücken
deutsche Einheiten, die die Abwehr durchbrochen hatten, unmittelbar auf Moskau vor.
Am 15. Oktober fällt die Entscheidung zur Evakuierung. Die Gerüchte darüber
lösen Panik aus. Am 16. Oktober bereiten sich die Institutsmitarbeiter fieberhaft
auf die Abreise vor, doch Kronfeld findet in den Evakuierungslisten entweder seinen
Namen oder den Namen seiner Frau nicht. Weder in seinem Institut, noch im Gannuschkin-Institut,
nicht im Moskauer Institut für Psychiatrie und auch nicht im Ersten Moskauer Medizinischen
Institut in der Pirogow-Straße, am anderen Ende der Stadt. Dorthin mußte
er sich an einem kalten, windigen Tag zu Fuß auf den Weg machen, von der Preobrazhenka-Straße,
wo er auf dem Institutsgelände wohnte, und wo jetzt Spezialeinheiten die Institutsarchive
verbrannten, einschließlich der Krankenblätter und Krankheitsgeschichten
- die Früchte jahrzehntelanger aufopferungsvoller Arbeit der Schule Rosensteins,
die ihre Katamnese nicht mehr erleben sollten, die so viele Kardinalsfragen hätte
beantworten können. All das wurde durch das eindimensionale Denken des NKWD vor
seinen Augen wertlos. Von allen vergessen, von niemandem gebraucht, faktisch ohne Mittel
zum Lebensunterhalt, mit deutschem Akzent, unter den Bedingungen eines völlig
aus den Fugen geratenen Alltagslebens, angesichts des organisierten Chaos' und der
Dreistigkeit eines Zivillebens unter militärischen Bedingungen, fühlte er
sich in diesem Krisenmoment akut als nicht dazugehöriger Fremder selbst in der
Umgebung, die sonst nichts anderes vermochte, als den hohen Professionalismus zu verstehen
und zu schätzen. Einige Professorenfamilien, die im selben Haus wie Kronfeld lebten,
luden ihr Hab und Gut auf ein paar Lastwagen. Für Kronfeld fand sich dort kein
Platz. Alle Versuche und alle Perspektiven, seiner Lage zu entkommen, waren aussichtslos,
bis auf eine - den Nazis in die Hände zu fallen. Doch es war nicht die Angst,
die Angst war überall; alles, wofür er gelebt hatte, hatte seinen Wert verloren.
Am Morgen des 17. Oktober nahmen er und seine Frau eine hohe Dosis Veronal. In diesem
verhängnisvollen Moment war niemand in seiner Nähe, der ihm hätte beistehen
oder ihm die nötige Unterstützung zukommen lassen können - der größte
Teil der Mitarbeiter war zur Armee einberufen. Der stellvertretende Direktor des Gannuschkin-Instituts
A.Sneznewski, der sich für kurze Zeit nach Moskau frei machen konnte und der in
der Nachbarschaft wohnte, kam buchstäblich einige Stunden zu spät... So schied
einer der talentiertesten Psychiater des Jahrhunderts aus dem Leben. Mit ihm endete
die kaum begonnene Renaissance der russischen Psychiatrie, eine Renaissance unter den
Bedingungen des Terrors. |
Hiller über Kerr 1917 Der ehemalige Lehrer und jetzige Literaturwissenschaftler Guido Kohlbecher aus dem
Raum Koblenz, dessen Spezialgebiet "Literarische Umfragen" sind, entdeckte
eine interessante Umfrage zu Alfred Kerr. Sie erschien zum 50. Geburtstag Kerrs in
der 1.Beilage des Berliner Börsen-Couriers vom 25.Dezember 1917, S. 5 und 6. Bekannte
Schriftsteller wie Peter Altenberg, Ernst Blaß, Max Brod, Richard Dehmel, Salomo
Friedlaender, Walter Hasenclever, Oskar Loerke, Carl Sternheim und Frank Wedekind drücken
auf unterschiedliche Art ihre Verehrung für Kerr aus, auf formalem Gebiet dessen
Sprache lobend, auf inhaltlichem Gebiet dessen Kritiken preisend, wobei die Kriegslyrik
Kerrs nicht zur Sprache kommt. |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 18 der Hiller-Gesellschaft |
Jüngers Jauche Ernst Jünger war Nationalist, ohne zu wissen, was Nationalismus
ist. Dies - und seine geschickte Art, Aufsehen zu erregen - machten ihn für Kurt
Hiller zu einer gefährlichen Sorte von Förderer und Mitläufer des Nationalsozialismus. |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 17 der Hiller-Gesellschaft |
Fund in einer Jugendkiste |
Im Frühjahr 2007 fand ich in einer Jugendkiste in einem Packen ungeordneter
Briefumschläge und Postkarten einige "Ganzsachen", die mir Kurt Hiller
1958 als damals 16jährigem Briefmarkensammler geschenkt hatte. Seitdem die Kurt
Hiller Gesellschaft den Hiller-Nachlaß verwaltet, habe ich die Bedeutung dieser
Geschenke erst richtig erkannt. Ich gebe zu, daß mich "Ganzsachen"
damals nicht besonders interessierten. An den auf Briefseiten an meinen Vater aufgeklebten
bzw. in Falttaschen mitgeschickten, meistens sehr alten Marken fand ich mehr Freude.
Mein Vater hat sich damals die Postkarten genauer angesehen und schrieb damals an Kurt
Hiller: "Ich habe dem Geschenk an Till entnommen, daß Sie damals in der
Tschechoslowakei auch Vorträge gehalten haben." In Absprache mit Harald Lützenkirchen,
unserem Archivar, habe ich bei unserem Treffen in Braunschweig diesen Fund von 14 Stücken
vorgestellt und zur Einordnung in die entsprechenden Konvolute übergeben. Für
die Hiller-Freunde sind bestimmt folgende Informationen interessant: |
180 Hiller-Autographen an Hermann Bortfeldt im Archiv unserer Gesellschaft |
Hermann Bortfeldt, Journalist, aktives SPD-Mitglied, war von 1950 bis zu Hillers
Tod 1972 mit ihm befreundet gewesen, ohne daß es je zu einem Krach gekommen wäre.
Journalistisch war Bortfeldt vor allem für den "Vorwärts" und die
"Deutsche Welle" tätig, wobei er mehrere Buchrezensionen und Geburtstagswürdigungen
über Hiller schrieb. |
Hamburger Homosexuellen-Ausstellung unter Einbeziehung Hillers |
Die Initiative "Gemeinsam gegen das Vergessen - Stolpersteine für homosexuelle
NS-Opfer" veranstaltete in diesem Jahr die Ausstellung "Homosexuellen-Verfolgung
in Hamburg" in der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky.
Der Organisator Bernhard Rosenkranz schreibt dazu: "Wie uns Vertreter aller politischen
Parteien und die Hamburger Tagespresse bestätigt haben, ist es uns damit gelungen,
einen wichtigen Beitrag im Bereich Erinnerungskultur zu leisten und eine Lücke
in der Geschichtsschreibung der Hansestadt zu schließen". Die Ausstellung
wird in den kommenden Jahren in erweiterter Form an anderen Orten gezeigt werden, so
vom 24.4. bis 16.7.2008 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Dann wird es auch eine
Schautafel über emigrierte Homosexuelle mit Einbeziehung Kurt Hillers geben. |
"Gegen Lyrik" auf weiterer Internet-Seite |
Wie im letzten NB berichtet, wird dieser Hiller-Artikel auf einer Lyrik-Internet-Seite publiziert. Seit ein paar Monaten gibt es eine Schweizer Kultur-Homepage, die ihren Namen vom Schweizer Humanisten und Universalgelehrten Glarean ableitet. Der Betreiber der Homepage, Walter Eigenmann, fügt jeden Tag literarische, musikalische und Schach-Kabinettstückchen hinzu. Unter der Adresse: www.glareanverlag.wordpress.com findet man unter October 19th den Artikel "Gegen Lyrik" sowie ein Foto Hillers. Will man direkt zum Hiller-Artikel kommen, muß die angegebene Internetadresse um /category/kurt-hiller ergänzt werden. |
Hillers Vorschlag für die Deutsche Nationalflagge: Einfarbig Blau |
Im Nachlaß findet sich ein Manuskript "Die deutschen Farben", welches
Hiller Zeitungen anbot, aber vermutlich unveröffentlicht geblieben ist. In diesem
Essay (4 getippte Seiten) befaßt er sich mit der Frage einer geeigneten Deutschen
Nationalflagge. Damals liefen noch die Verhandlungen zu einem deutschen Grundgesetz,
und insofern hätte Hillers Vorschlag noch berücksichtigt werden können.
Letztendlich lautet § 22 des Grundgesetzes: "Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold." |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 16 der Hiller-Gesellschaft |
Vor 100 Jahren promovierte Kurt Hiller in Heidelberg |
Sein Jura- und Philosophie-Studium in Berlin schloß Hiller im November 1907
als Externer in Heidelberg ab. Wie in seiner Autobiographie geschildert verfaßte
Hiller eine rechtsphilosophische Arbeit unter dem Titel "Das Recht über sich
selbst", in der er die Forderung aufstellte, daß das damalige Strafrecht
der Selbstbestimmung des Menschen wesentlich mehr Spielraum gewähren müsse.
Es dauerte dann Jahrzehnte, bis Hillers Forderungen nach einem liberalen Sexualstrafrecht
und der freien Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch realisiert wurden. Harald Lützenkirchen |
Das Institut für Zeitgeschichte, München, erwirbt Briefe an Hiller |
Dieses Münchner Archiv besitzt durch den Erwerb von Nachlässen 4 nennenswerte Konvolute von Hiller-Briefen, nämlich die an Eugen Brehm (Exilgruppe Deutsche Volkssozialisten), Hans Jaeger (gleiche Gruppe), Gerhard Gleissberg (Journalist beim "Vorwärts" und der "Anderen Zeitung") und Walter Hammer (Errichter der KZ-Gedenkstätte Brandenburg). Nun findet der Forscher im IfZ durch Erwerb aus dem Hiller-Nachlaß auch die Gegenbriefe an Hiller, ca. 240 von Brehm, 550 von Jaeger, 170 von Gleissberg und 100 von Hammer. Da von den Briefen Jaegers 530 handschriftlich sind, wurden sie mit Sicherheit noch nie für die Forschung ausgewertet und bergen ein enormes Potential zur Erforschung der Gruppe "Deutsche Volkssozialisten" und "Gruppe 1943", aber auch zu Hillers Exil-Gruppen FDS und GUDA. |
Hillers Beitrag zur Lyriktheorie |
Dr. Rudolf Brandmeyer, Literaturwissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen,
betreut eine Internetseite, die sich mit Lyriktheorie befaßt. Neben einem historischen/systematischen
Artikel über die Lyriktheorie findet man dort auch Texte von Literaten, die einen
bedeutenden Beitrag zur Lyriktheorie darstellen. |
Reprint des FWV-Taschenbuchs von 1908 |
Die Freie Wissenschaftliche Vereinigung war eine studentische Verbindung an der
Berliner Universität, die neben der Organisation von Vorträgen auch "Monatsberichte"
und dazu "Beigaben" publizierte. Nach mehrjähriger Mitgliedschaft in
der FWV verließen Anfang 1909 neben Hiller auch Erwin Loewenson, Jakob van Hoddis
und andere angehende Literaten diese Vereinigung, um im März 1909 den "Neuen
Club" zu gründen, die Keimzelle des Literarischen Expressionismus. Die Schriften
der FWV dokumentieren somit die Erstlingswerke der frühen Expressionisten. |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 15 der Hiller-Gesellschaft |
100 Jahre Weltbühne (Nachlese) |
Von der sehr gelungenen Ausstellung "100 Jahre Weltbühne" wurde bereits
im Nachrichtenbrief vom Dezember 2005 berichtet. Auf eine Wiedergabe der prägnanten
Hiller-Zitate verzichtete ich damals bewußt, um den Besuchern aus dem Kreis der
Hiller-Interessenten die Entdeckerfreude nicht zu nehmen. Nun soll dieses Versäumnis
nachgeholt werden. Schautafel: Terror als Regierungsprinzip |
Kurt Hiller und Erich Zeigner |
Kurt Hiller und Erich Zeigner sind sich persönlich nie begegnet, sahen sich
aber als Geistesverwandte an. Hiller hegte gegenüber Zeigner eine lebenslange
Hochachtung. Er hat in seinen Schriften und Briefen Zeigner mehrfach erwähnt,
weil er in diesem einen jener Geistigen sah, die nach seiner Theorie eine Logokratie,
eine Herrschaft der Geistigen, auszuüben befähigt seien. |
Kurt Hiller im Gespräch mit Kurt Schumacher |
In seiner Autobiographie "Logos" erwähnt Hiller ein Treffen mit Kurt
Schumacher und anderen Sozialdemokraten, bei dem vorwiegend über die sozialdemokratische
Presse gesprochen wurde. Es fand am 1.11.1951 in Bonn als Abschluß einer mehrwöchigen
Deutschlandreise Hillers statt. Neben Kurt Schumacher nahmen von der SPD Carlo Schmid,
der langjährige Pressechef Fritz Heine und Schumachers Sekretärin Annemarie
Renger teil. Harald Lützenkirchen |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 14 der Hiller-Gesellschaft |
Kurt Hiller und Kurt Kersten |
Prof. Richard Sheppard, der verdienstvolle Literarhistoriker (z.B. 2 Bände
"Die Schriften des Neuen Clubs 1908-1914") und langjähriges KHG-Mitglied,
hat uns im Frühjahr Kopien der Briefe Kurt Hillers an den Schriftsteller Kurt
Kersten (1891-1962) überlassen, die sich im Leo Baeck Institute in New York befinden.
Der erste Brief vom 29.05.1952 endet mit folgenden Zeilen: "Was die grosse und
aktuelle Politik angeht, so stehe ich - gerade heute! - 100%ig auf der Seite Kurt Schumacher's.
Gibt es nicht eine okkulte Metaphysik und manifeste Magie der Vornamen? Ich mutmasse:
alle Kürte sind in Ordnung'. Herzliche Grüsse und Wünsche Ihres
Kurt Hiller." Es entwickelte sich ein für beide Seiten fruchtbarer Briefwechsel.
Häufig wurden auch umfangreiche Briefmarkenangebote nach Ländern geordnet
getauscht. Am 13.04.1953 ging dann folgender Brief von London nach New York: "Sehr
geehrter Herr Doktor Kersten, sollte von Ihnen an mich ein Brief unterwegs sein, so
werde ich ihn nicht beantworten. Privat-korrespondenz zwischen uns findet fortan nicht
mehr statt. |
Keimzelle der politischen Zusammenarbeit von Kurt Hiller und Kurt Tucholsky |
Im Brief Kurt Hillers an Kurt Kersten vom 15.10.1952 findet sich folgende Begebenheit,
die die Zusammenarbeit zwischen Kurt Hiller und Kurt Tucholsky betrifft: "By the
way: Da Sie auf Martinique waren (1940-?) wissen Sie am Ende über Robert Breuer's
Ende ein Ende. Da bin ich sehr neugierig. Warum? Einzig aus Hass. Unter den höchstens
zwanzig fünfundzwanzig Menschen, die ich (seit 1885) redlich gehasst habe, waren
gewiss nur vier oder fünf, die ich noch inniger gehasst hätte als diesen
Breuer. Er war, bei aller Begabung, ein Ultraschwein. Nicht weil er rechts' stand!
Leute gab es, die weit rechter' standen und keine Schweine waren. Die Art, wie
er rechts' stand, war das Stinkende. Die Überheblichkeit gegen Köpfe,
die Niedrigkeiten gegen Charaktere, die enorme Lügen= und Giftquote in seinen
Polemiken. Tucholsky und ich mochten ursprünglich einander nicht zu sehr; aber
1925, kurz nach Ebert's Tod, taten wir einen gemeinsamen Schritt gegenüber Siegfried
Jacobsohn: wir erklärten ihm, dass wir beide unsere Mitarbeit an der >Weltbühne<
einstellen würden, wenn er fortführe, Herrn Breuer von neuem (1918 war er
kaltgestellt worden) politisch mitarbeiten zu lassen. Jacobsohn hatte von Breuer einen
schaurigen' Nachruf auf Ebert gedruckt, eine Apologie, mit Gift=Stichen in die
Popos der Anti=Ebertiner. Wir fügten human, gewerkschafter=fair hinzu, dass wir
nichts gegen Beiträge von ihm über bildende Kunst hätten; wir wollten
dem Manne nicht das Brot wegnehmen. - Jacobsohn gab nach; Tucholsky und ich hatten
also gesiegt. Und dieser duale Erfolg wurde die Keimzelle unserer politischen Zusammenarbeit.
Als ich 1 1/2 Jahre später, im Sommer 1926, die >Gruppe Revolutionärer
Pazifisten< gründete, gründete Tucholsky sie mit. Ihr KH." Till Böttger |
2 neue Konvolute im Hiller-Archiv Salomo Friedlaender-Mynona / Hartmut Geerken |
Der Schriftsteller, Komponist und Musiker Hartmut Geerken ist der heutige Nachlaßverwalter
des Schriftstellers Salomo Friedlaender-Mynona, mit dem Hiller bis zu dessen Tod 1946
in Gedankenaustausch stand. Mynonas an Kant orientierte philosophische Aufsätze
und Grotesken waren von Hiller immer wieder einmal gewürdigt worden, so vor allem
dessen Werk "Schöpferische Indifferenz". Hartmut Geerken arbeitet an
einer 25bändigen Gesamtausgabe der Werke Mynonas, die als book-on-demand erscheinen
soll. Dem ersten Band "Kant gegen Einstein" sollen in diesem Jahr die Bände
"Kant und die sieben Narren/Dialog übers Ich" und "Philosophische
Aufsätze und Kritiken" folgen, in denen Hiller des öfteren erwähnt
wird. |
Richard Kraushaar |
Richard Kraushaar (1898-1962) war jahrzehntelang mit Kurt Hiller befreundet.
Er war Mitglied der "Gruppe Revolutionärer Pazifisten" gewesen. In den
50er-Jahren war Hiller mehrmals, auch für längere Zeit, bei Familie Kraushaar
in Mainz zu Besuch.
Auf der Rückseite mit dem Vermerk: "So sah das Scheusal im Winter 1921/22 aus! (Angeblich.) Kurt seinem Richard! Berlin 25/IX 22." |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 13 der Hiller-Gesellschaft |
100 Jahre "Weltbühne" |
Das "Kurt Tucholsky Literaturmuseum Schloss Rheinsberg" hat in Zusammenarbeit
mit zahlreichen Leihgebern aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums des
Erscheinens der Zeitschrift "Die Schaubühne" - der Vorläuferin
der legendären "Weltbühne" - im September 1905 die sehenswerte
Ausstellung "Mit Haß aus Liebe - Ansichten der Weltbühne'"
gestaltet. Noch bis 22. Januar 2006 besteht die Gelegenheit, sich über dieses
wichtige Kapitel der deutschen Publizistik in Rheinsberg zu informieren. Rheinsberg
ist für Berliner und Ostdeutsche leicht zu erreichen - entweder mit der Bahn oder
mit dem Auto. Informationen dazu sind auf der Homepage www.tucholsky-museum.de zu finden.
Dr. Peter Böthig, der Leiter des Museums, hat mitgeteilt, daß voraussichtlich
die Ausstellung auch noch von März bis Mai 2006 im Literatur-Archiv Sulzbach-Rosenberg,
von Juni bis August 2006 im Fallada-Haus in Carwitz und ab September 2006 im Koeppen-Haus
in Greifswald zu sehen sein wird. Auf 14 großformatigen Text-Bild-Tafeln, auf
7 Textfahnen und in Herausgeber- und Autorenporträts sowie vielen Originaltexten
wird die Themenvielfalt dieses wichtigsten Publikationsorgans der deutschen "Linken"
dokumentiert. Als Hiller-Interessierter freut man sich, daß Kurt Hiller umfangreich
zu Wort kommt. Es ist also nicht nur sein Porträt auf der Tafel der wichtigen
"Weltbühne"-Autoren zu sehen, er wird nicht nur auf dem Faltblatt zur
Ausstellung neben Ernst Toller, Walter Hasenclever und Axel Eggebrecht abgebildet,
sondern Hiller-Texte sind auch auf einer ganzen Reihe von Tafeln nachzulesen. Damit
wird Kurt Hiller erneut als einer der führenden Publizisten der "Weltbühne"
vorgestellt, und nun bleibt nur noch zu hoffen, daß im Ergebnis dieser Ausstellung
ein repräsentativer Text-Bildband entsteht, der die sehr tendenziöse DDR-Würdigung
der "Weltbühne" aus dem Jahre 1983, die immer wieder nachgedruckt wird
(warum eigentlich?), endlich ablöst. Es wird zum Schluß auf die Neugründung
der "Weltbühne" nach 1945 in der DDR eingegangen. Zum Glück wird
auf der entsprechenden Tafel Kurt Hillers Urteil aus dem Jahre 1962 "Eine einzige
permanente Leichenschändung an Carl von Ossietzky, mit dessen Namen sie prunkt"
wiedergegeben, sonst könnte der Besucher wirklich glauben, daß in den letzten
zwei Jahrzehnten der DDR diese Zeitschrift ein Blatt für Zwischen-den-Zeilen-Leser
gewesen sein soll. Ich möchte das nicht bestätigen! |
Ausstellung "Die Kinder der Manns" in München ohne Hiller-Bezug |
Die oben genannte Ausstellung wird im Literaturhaus München vom 8.12.05 bis 26.2.06 gezeigt. Allerdings sind dort nicht - wie ursprünglich angedacht - erstmals die Briefe Klaus Manns an Kurt Hiller zu sehen, die die Monacensia, die Handschriftenabteilung der Münchener Stadtbibliothek, im Jahre 2004 erworben hat. Auch das im Rowohlt-Verlag erschienene Begleitbuch zur Ausstellung erwähnt Hiller nicht. |
Homophilen-Ausstellung in Hamburg ausgefallen |
Die für dieses Jahr geplante Ausstellung "Von Klappen und Nestern" im Museum für Hamburgische Geschichte ist aus finanziellen Gründen ausgefallen. Wir hatten den Ausstellungsmachern ein Hiller-Foto zur Verfügung gestellt. Der organisierende Verein "Freundschaften e.V." wird seine Forschungen zur schwulen Geschichte in Hamburg evtl. in einem Buch veröffentlichen können; derzeit gibt es kleinere Projekte wie Vorträge, Filmvorführungen und Beteiligung an den Hamburger "Stolperstein"-Aktionen. |
Große Hiller-Ausstellung in der Universitätsbibliothek Hamburg |
Die Universitätsbibliothek Carl-von-Ossietzky in Hamburg gab uns die Zusage, im Jahr 2010 im großen Ausstellungssaal der Bibliothek eine Hiller-Ausstellung präsentieren zu dürfen. Anlaß wird dann der 125. Geburtstag Hillers sein. In diesem Saal fand auch 1965 die Ausstellung zu Hillers 80. Geburtstag statt. Schwerpunkt der Ausstellung werden sicherlich die bislang noch am wenigsten erforschten Hamburger Jahre Hillers von 1955-1972 sein. |
Hiller-Lesung im Internet |
Der 30.Januar 1933 gilt als Tag des Machtantritts Adolf Hitlers. Die Homophilen-Vereinigung etuxx e.V. plant für Januar 2006 AntiFascho-Texte auf ihrer Homepage www.etuxx.com zu veröffentlichen. Kurt Hillers Lesung aus seinen KZ-Erinnerungen (auf der CD im Buch "Zu allererst ANTIKONSERVATIV") sollen dabei im Internet hörbar gemacht werden. |
Kurt Hiller in Kalender 2007 |
Die Domäne Dahlem im Südwesten Berlins ist ein agrarhistorisches Freilichtmuseum
mit Bio-Landwirtschaft. Sie beherbergt ein Freigelände mit Gemüse- und Blumengärten,
Getreidefeldern, vielen Tieren, Hofladen, einem Museum zur Landwirtschafts- und Ernährungsgeschichte
Berlins, und sie veranstaltet ökologische Workshops, Kinderprogramme und vieles
mehr. |
Kurzinfos aus dem Nachrichtenbrief Nr. 12 der Hiller-Gesellschaft |
Es war Rudolf Hess ! |
Aus dem Hiller-Nachlaß gibt es von einem Fund zu berichten. Wie Hiller-Kennern
bekannt äußert er in seiner Autobiographie Logos, S. 287, den Verdacht,
daß er seine Freilassung aus den KZs 1934 Rudolf Hess verdanke. Man mag dies
als wichtigtuerische Verstiegenheit Hillers eingeschätzt haben, aber die Wahrheit
dieser Vermutung hat sich jetzt herausgestellt. |
NDR-Feature über Kurt Hiller |
Der Kulturwissenschaftler Timon Kuff produziert für den Norddeutschen Rundfunk ein einstündiges Feature über Kurt Hiller. Für diese Radiosendung, die voraussichtlich im November vom Sender NDR Kultur ausgestrahlt wird, interviewte er Wolfgang Beutin (als persönlichen Freund Hillers) und Harald Lützenkirchen (als Forscher) und erarbeitete sich die nötigen Kenntnisse, um interessante Geschehnisse aus Hillers Leben in der Sendung zu präsentieren. Aus früheren Radiosendungen mit Kurt Hiller wird auch seine Originalstimme zu hören sein. Die Sendung heißt "Große Stimmen" und läuft Dienstags zwischen 21 und 22 Uhr. |
Ausstellung von Briefen Klaus Manns an Hiller |
Die aus Anlaß der 100. Geburtstage von Erika und Klaus Mann von der Monacensia mitgestaltete Ausstellung "Die Kinder der Manns" wird erst im November im Literaturhaus München eröffnet werden. Im nächsten Jahr wird die Ausstellung auch in Lübeck und Zürich zu sehen sein. Auf dieser Ausstellung werden einige der 70 Jahre lang unter Verschluß gewesenen Briefe Klaus Manns an Kurt Hiller erstmals zu sehen sein. |
CD Rom der Literarischen Gesellschaften |
Die "Digitale Bibliothek" ist ein Projekt, bei dem geisteswissenschaftliche Texte elektronisch erfaßt und mittels CD Rom publiziert werden. Die Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten plant, eine solche CD Rom über die ihr angeschlossenen Gesellschaften zu veröffentlichen. Die Kurt Hiller Gesellschaft wird darauf vertreten sein, mit einem Text zur Gesellschaft, der Biographie Hillers, mit einem Foto und einem Original-Textauszug. |
glbtq |
Diese Abkürzung steht für: gay, lesbian, bisexual, transgender & queer culture, also alle "besonderen" sexuellen Spielarten. Auf deren Homepage im Internet kann man eine kurze Biographie Hillers nachlesen, die auf dessen sexualpolitische Engagements den Schwerpunkt legt. Der Text stammt von Hubert Kennedy, der vor einigen Jahren ein Buch über die Zeitschrift "Der Kreis" veröffentlicht hat, an der Hiller über Jahrzehnte mit homoerotischen Gedichten und Essays mitgewirkt hat. Der Text ist auf englisch. www.glbtq.com/social-sciences/hiller_k.html |
Doitsu Bungaku |
ist japanisch und heißt "Deutsche Literatur". Es ist der Name der
Zeitschrift der japanischen Gesellschaft für Germanistik. Akane Nishioka: Wirklich eine Entgrenzung zwischen Kunst und Leben? Neopathetisches Cabaret und die historischen Avantgardebewegungen. In: Neue Beiträge zur Germanistik (Internationale Ausgabe von Doitsu Bungaku), Bd.3, H.5, 2004, S. 135-148. |
europäische ideen |
Diese seit über dreißig Jahren von A.W. Mytze herausgegebene Zeitschrift enthält im neuesten Heft wieder einen Beitrag aus der Feder von Klaus Täubert. Es handelt sich um eine sehr komprimierte Zusammenfassung seines Artikels über Hillers Mitarbeit an der Prager "Neuen Weltbühne" unter der Schriftleitung von Hermann Budzislawski. Bereits in dieser Zusammenfassung kann man lesen, daß Budzislawski sich vehement gegen den Verdacht verwahrte, die "Neue Weltbühne" werde von Kommunisten kontrolliert. Unabhängig davon stellte Hiller mit großer Enttäuschung fest, daß Budzislawski "offenbar kein Empfinden dafür [habe], welche Beleidigung, ja Erniedrigung Sie mir zufügen, indem Sie mir untersagen, fortzusetzen was ich früher tat, nämlich meine Anschauungen in der Weltbühne vor den Lesern zu entwickeln." Die Weltbühnen-Forscher, die auf Täuberts ausführliche Untersuchung warten, können schon einmal mit diesem Artikel Vorlieb nehmen. Klaus Täubert: Hiller und Budzislawski im Prager Exil. In: europäische ideen, H. 131, 2005, S.36/37. |
Festschrift-Beitrag über Kurt Hiller |
Prof. Dr. Wilhelm Nölling war in den 70er-Jahren u.a. Wirtschaftssenator in
Hamburg, später Chef der Hamburgischen Landeszentralbank. Anno 1960 war er im
Vorstand des Landesverbands Hamburg des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund)
und lernte in dieser Funktion Kurt Hiller kennen. Nun schrieb er einen Artikel über
Hiller, der im Herbst in einer Festschrift für den früheren MdB Uwe Jens
erscheinen wird. |
Erhart Löhnberg |
Der bedeutende Schwulen-Historiker Manfred Herzer hat in seiner Zeitschrift CAPRI wieder einen Artikel mit Bezug zu Kurt Hiller veröffentlicht. Unter Einbeziehung neu entdeckter Briefe aus dem Hillerschen Nachlaß schrieb er einen Artikel über Erhart Löhnberg, der bereits im alten Wissenschaftlich-humanitären Komitee in den Zwanziger Jahren aktiv gewesen war. Der Briefwechsel im Nachlaß geht bis 1961, als es zum Streit zwischen beiden kam, da Löhnberg bei Hillers Versuch einer Neugründung des WhK sich nicht engagieren wollte. Herzers Artikel gibt ein würdiges Bild dieses eher im Hintergrund bleiben wollenden Freundes Hillers. Manfred Herzer: In memoriam Erhart Löhnberg. In: Capri. Zeitschrift für schwule Geschichte, No. 37, Mai 2005, S. 19-24. |
Columbia-Haus |
Das Columbia-Haus war das KZ nahe dem Flughafen Tempelhof, in dem Hiller zwischen Juli und Oktober 1933 die schwersten Folterungen erlebte. Erst jetzt bekamen wir ein Buch aus dem Jahr 1990 in die Hand, das die düstere Geschichte dieses KZs gründlich vorstellt. Die Autoren haben in Recherchen einige der Leidensgenossen Hillers (teils mit Foto) namhaft gemacht und die elenden Zustände in dieser Hafthölle rekonstruiert. Auf fast 20 Seiten des Buchs wird aus Hillers "Schutzhaft"-Memoiren in der "Neuen Weltbühne" 1934/35 zitiert. Heute gibt es nahe der Stelle des früheren KZ ein Mahnmal. Wer sich diese brutale Zeit Hillers vor seiner Flucht ins Exil vor Augen führen möchte, greife zu diesem Buch. Kurt Schilde und Johannes Tuchel: Columbia-Haus. Berliner Konzentrationslager 1933-1936. Hrsg.v. Bezirksamt Tempelhof von Berlin. Edition Hentrich, Berlin 1990. |